Autor: silke

Wunderland China

Wunderland China

Impressionen aus einem unbekannten Land

Von Wilfried Nelles

Nach vier Corona-Jahren bin ich wieder in China, genauer: in Peking. 2008 war ich zum ersten Mal in „Mainland China“, wie man in Taiwan sagt, im Mutterland. Dort, in Taiwan, hatte ich meine erste Begegnung mit der chinesischen Kultur, das war 2004. Seitdem war ich jedes Jahr dort, zumeist zweimal für mehrere Wochen, sowohl in Taiwan als auch im Mutterland, der angeblich kommunistischen Volksrepublik. Von Kommunismus habe ich dort allerdings nichts wahrgenommen, im Alltag ist der einzige Unterschied zwischen Taiwan und der VR China, dass in Taiwan der amerikanische (und japanische) Einfluss spürbarer ist und dass es ansonsten wie der kleine Bruder des großen Nachbarn erscheint. In der Volksrepublik ist alles größer und mächtiger und ich spüre eine Kraft, die dem kleinen Taiwan (es hat weniger Einwohner als Peking, das nur die drittgrößte Stadt in China ist) abgeht.

Buchbesprechung „Gottes Umzug ins Ich“

Buchbesprechung „Gottes Umzug ins Ich“

Von Sonja Neuhaus

Dies ist das Erstlingswerk eines langjährigen Aufstellers, aber es hat nicht die Methode der Aufstellungsarbeit im Fokus. Malte Nelles wählt stattdessen die Perspektive der Tiefenpsychologie (in der Tradition des jungianischen Psychoanalytikers Wolfgang Giegerich) für die von ihm vorgenommene Zeitgeistdiagnose und Entwicklung einer neuen Neurosentheorie.

Und ich halte es gerade deshalb auch für ein Buch für alle Praktizierenden der Aufstellungsarbeit, insbesondere für diejenigen, die die Methode in einem therapeutischen Kontext anwenden. Denn worum geht es bei der Aufstellungsarbeit? Doch vor allem anderen um die Psychologie und das Bewusstsein der Menschen selbst, das sich unter anderem in Phänomenen wie Verstrickungen, Beziehungsproblemen oder persönlichen „Blockaden“ äußert (Nelles subsumiert vieles hiervon unter dem traditionsreichen Begriff der „Neurose“) und hierzu bietet das Buch nach meiner Leseerfahrung viele, grundsätzlich erhellende und erweiternde Perspektiven.

Diese Welt will sterben

Diese Welt will sterben

Gedanken zur Aktualität des „Demian“ von Hermann Hesse

Von Wilfried Nelles

Kürzlich schickte mir einer meiner Klienten eine email mit einem Zitat von Hermann Hesse:

„Seine Sache war, das eigene Schicksal zu finden, nicht ein beliebiges, und es in sich auszuleben, ganz und ungebrochen. Alles andere war halb, war Versuch zu entrinnen, war Rückflucht ins Ideal der Masse, war Anpassung und Angst vor dem eigenen Innern. Furchtbar und heilig stieg das neue Bild vor mir auf, hundertmal geahnt, vielleicht oft schon ausgesprochen, und doch erst jetzt erlebt. Ich war ein Wurf der Natur, ein Wurf ins Ungewisse, vielleicht zu Neuem, vielleicht zu Nichts, und diesen Wurf aus der Urtiefe auswirken zu lassen, seinen Willen in mir zu fühlen und ihn ganz zu meinem zu machen, das allein war mein Beruf. Das allein!“

Bert Hellinger, die „Systemaufstellungen“ und ich – eine autobiografische Geschichte

Bert Hellinger, die „Systemaufstellungen“ und ich – eine autobiografische Geschichte

Von Wilfried Nelles

Der Höhepunkt war zugleich der Wendepunkt. Am 3. Mai 2005 widmete die Süddeutsche Zeitung die ganze Seite 3 einem einzigen Thema: Bert Hellinger und dem am nächsten Tag beginnenden 5. Internationalen Kongress für Systemaufstellungen in Köln, den ich gemeinsam mit Heinrich Breuer konzipiert, organisiert und geleitet habe. Am Nachmittag hatte jemand von der Tagesschau angerufen: Sie würden gerne am nächsten Abend in den Tagesthemen einen ausführlichen Bericht über den Kongress senden und ein Filmteam nach Köln schicken: „Dürfen wir filmen?“ Ich hatte nichts dagegen, so dass noch am selben Abend eine Kameracrew und eine junge Journalistin – sie war, wenn ich mich recht erinnere, eine freie Mitarbeiterin, die sich noch ihre Sporen verdienen musste – im Maritim Hotel, wo der Kongress stattfand, anrückte.

Buchrezension: Gottes Umzug ins Ich

Buchrezension: Gottes Umzug ins Ich

Rezension von Michael Gollmer

Malte Nelles’ „Gottes Umzug ins Ich“ ist ein facettenreiches Buch mit vielen Beispielen aus seiner psychotherapeutischen Praxis, das sich mit der tiefen Sehnsucht des modernen Menschen nach dem Absoluten auseinandersetzt.

Ein persönlicher Nachruf auf Hunter Beaumont

Ein persönlicher Nachruf auf Hunter Beaumont

Von Malte Nelles

„Das wichtigste, was Du deinen Klienten geben kannst, bist du selbst“

Am 5. Juni 2023 verstarb Hunter Beaumont nach kurzer, schwerer Krankheit.

Bin ich der Richtige, um einen Nachruf auf ihn zu verfassen? Ich stand ihm nicht nah, wir standen nicht in persönlichen Kontakt und doch nimmt Hunter eine wesentliche Stellung in meinem Lebenslauf ein, ohne die ich heute nicht der wäre, der ich bin. Aus dieser persönlichen Perspektive heraus möchte ich ihn und sein Lebenswerk hier würdigen.

Marion Hötzel

Marion Hötzel

Therapeutin für Phänomenologische Psychologie,
Leitung des Ausbildungsinstitutes ZENtrum-Mondsee,
Lehrlektorat am Campus Wien: Meditation und Achtsamkeit

A – 5310 Mondsee

Nein zu Prüfungen! Plädoyer für eine wilde Aufstellungsarbeit *

Nein zu Prüfungen! Plädoyer für eine wilde Aufstellungsarbeit *

Interview mit Malte Nelles

Wie stehst du zu folgender Aussage: »Am Ende einer quali­fizierten Weiterbildung zur Aufstellungsarbeit sollte eine schriftliche, praktische und mündliche Prüfung stehen«?

Mein Standpunkt diesbezüglich ist sehr einfach: Ich bin von Herzen dagegen. Es gibt auch etwas, wofür ich in der Frage bin: Vertrauen. Vertrauen in die Menschen, die zwei oder mehr Jahre bei uns eine Weiterbildung besucht haben; Vertrauen in das, was ich diesen Menschen vermittelt habe, weniger durch das, was ich an hehren Werten zitiert habe, sondern an der gelebten Weise, die durch meine Praxis und die theoretische Vermittlung meiner Arbeit in Geist und Herz der Teilnehmer sinken konnte; und zu guter Letzt und allgemein: Vertrauen in die freie Selbstentfaltung des Lebens an sich.

Danijela Granic

Danijela Granic

Phänomenologische Therapeutin, Aufstellerin für Einzelpersonen und Paare

33154 Salzkotten / Paderborn

Markus Maurer

Markus Maurer

Gestalttherapeut, Phänomenologischer Berater, Systemischer Coach, Organisationsentwickler

50935 Köln

Anmerkungen zu den „Ordnungen der Liebe“

Anmerkungen zu den „Ordnungen der Liebe“

Im Jahr 1994 hat Bert Hellinger mit dem Buch „Ordnungen der Liebe“ einen Begriff in die Welt gesetzt, der unter Familienaufstellern auch heute noch wie eine Art von Gesetz angesehen und verwendet wird. Als ich diesem Begriff – es war 1996 – zum ersten Mal begegnete, war ich ebenso verwundert wie fasziniert. Verwundert, weil es mir bis dahin nie in den Sinn gekommen war, dass Liebe etwas mit Ordnung zu tun haben könnte. Fasziniert, weil gerade dieser – scheinbare? – Widerspruch von Liebe und Ordnung und der Umstand, dass Bert Hellinger beides in einem Begriff zusammenfügte, mein Interesse weckte. Sollte es da etwas geben, was ich total übersehen hatte?

Das „Gute“ und das „Böse“ – Das Leben und der Tod

Das „Gute“ und das  „Böse“ – Das Leben und der Tod

Das Problem mit dem so genannten Bösen ist der Begriff oder die Idee des Bösen selbst. Das Böse ist eine menschliche Erfindung, eine menschliche Vorstellung und Idee. In der Existenz und der außermenschlichen Natur gibt es das nicht. Wenn wir über das Böse sprechen oder gar philosophieren, tun wir aber so, als ob es etwas Wirkliches wäre. Und dann fragen wir: Wo kommt es her? Die Antwort ist ganz einfach: aus unserem Kopf, aus unserem Denken. Es gibt keine Sache und auch keine Tat, die von sich aus böse wäre.

Was es gibt, sind Dinge, Taten, Geschehnisse, Menschen und andere Lebewesen, die wir nicht mögen, die unser Zusammenleben stören oder gar zerstören, die uns erschrecken, uns grausam erscheinen, die dem, was uns lieb und teuer ist, uns hilft und nützt oder was wir zum Überleben brauchen, schaden und deshalb unsere Abwehr und am Ende dann auch unseren Abscheu mobilisieren. Sie „böse“ zu nennen, heißt nichts anderes, als dass wir sie nicht haben wollen. Noch präziser: Wir wollen die Tatsache, dass sie Teil der Welt und des Lebens sind, nicht wirklich an unser Bewusstsein heranlassen. Dass das Leben so ist, wie es ist, und eben auch das beinhaltet, was wir „böse“ nennen, wollen wir nicht wahrhaben. Mit dem Wort „böse“ schließen wir sie quasi aus der Existenz aus und halten sie so von uns fern – allerdings nur von unserem Bewusstsein, tatsächlich bleiben sie.

Die Unschuldigen

Die Unschuldigen

Gastbeitrag von Coen Aalders

Eine Welle des sozialen Engagements schwappt durch den Westen. Es gibt einen Oberbegriff für dieses Engagement, wobei nicht ganz klar ist, ob es sich dabei um einen selbstgewählten Slogan der Aktivisten oder ein abwertendes Prädikat der Kritiker handelt: woke, was sich auf einen höheren Zustand der Klarheit und Einsicht bezieht. Trotz dieses gemeinsamen Nenners hat das Engagement viele verschiedene Gesichter: Klima, Rasse, Geschlecht, soziale Gerechtigkeit, Migration. Und all diese verschiedenen Strömungen haben ihre eigene Anhängerschaft, ihre eigene Sprache und Symbolik und ihre eigene Empörung.

Mensch und Natur

Mensch und Natur

Die Natur ist nicht mehr das, was den Menschen hervorbringt, ihn umgreift, trägt und wieder zu sich nimmt, nicht mehr das, was wir sind, sondern das, was wir be-greifen und dann im Griff haben und behalten müssen. Selbstverständlich sind wir dann auch „schuld“, wenn es unserem Griff entgleitet. Die Erde wird wie der Mensch als Mechanismus, als Maschine oder „System“, aufgefasst, das im Sinne der Ich-Bedürfnisse zu funktionieren hat und das man deshalb regulieren und kontrollieren muss. Doch der moderne Glaube, wir hätten die Natur und das Leben im Griff, ist nichts als eine Luftblase.

Katharina Wendt

Katharina Wendt

Organisationsentwicklerin, Phänomenologische Therapeutin, Begleiterin

22956 Grönwohld / Hamburg

Der künstliche Mensch

Der künstliche Mensch

Gibt es eine Logik in all dem Unlogischen der Coronakrise – eine Wahrheit in all den Lügen? Es scheint, als ob vieles auf einen gemeinsamen wunden Punkt zuläuft, eine allen gemeinsame Wunde oder Geisteshaltung, die den globalen gleichschritthaften Reflex wie automatisch auslöst. Ob Drosten, Merkel, Lauterbach, ob Macron, Johnson oder Biden: Sie sind Kreuzritter in einem Krieg, den die Menschheit schon lange heimlich führt und der jetzt von der kalten in die heiße Phase geht. Der Feind ist viel größer und vielfältiger als dieses Virus. Es geht um die menschliche Natur beziehungsweise den natürlichen Menschen, um dessen Tötung und Ersetzung durch einen künstlichen Menschen. Die Natur ist der eigentliche Feind.

Einblicke

In dieser Monats-Serie teilt Wilfried Nelles in Form von kurzen Geschichten und Aphorismen Einsichten, die ihm plötzlich zugefallen sind. Er hat sie aufgeschrieben und so gelassen, wie sie sich beim ersten Mal quasi von selbst geschrieben haben. Dazu gehören auch Gedankensplitter zu aktuellen Themen, wenn sie sich zu einem kurzen Text verdichtet haben. Wir werden in der ersten Woche jeden Monats einen kurzen Text und/oder einige Aphorismen veröffentlichen – so lange der Vorrat reicht.