Männer sind ein Geschenk für Frauen

Männer sind ein Geschenk für Frauen

Ein persönlicher Brief von Viviënne Lodder aus den Niederlanden an Wilfried Nelles zu seinem Buch „Männer, Frauen und die Liebe“

Ich habe dein Buch „Männer, Frauen und Liebe“ in der Weihnachtszeit gelesen und möchte ein paar Dinge mit dir teilen, weil es für mich persönlich sehr bedeutsam ist.

Erstens, die klare und reine Wahrnehmung von Mann und Frau in ihrem natürlichen Wesen; das gibt Klarheit und Einfachheit. Das liebe ich. Es gibt mir den Raum und den Mut, mein Frausein zu schätzen und mir selbst als Frau näher zu kommen und mich als Frau zu lieben. Und das gibt mir dann auch den Raum und Mut, den Mann in seinem Wert zu sehen und ihn für das zu schätzen, was er ist.

Vor allem hat das Lesen deines Buches mich erkennen lassen, dass viele meiner Erfahrungen (als Mädchen und Frau) nicht so sehr und nicht nur eine persönliche Erfahrung sind, sondern die Erfahrung, eine Frau zu sein, dass das ein Teil der Geschichte der Frau als Wesen ist.

Besonders die Passage, in der du über die Verletzlichkeit von Männern und Frauen schreibst, war mir wichtig. Das hat mich sehr entspannt. Die Angst, Gewalt und die Demütigung, die ich persönlich kenne, gehören nicht nur zu mir, sondern sind Teil des Frauseins. Alle Frauen, die vor mir gegangen sind, alle Mütter, die vor mir gegangen sind, kennen diese Geschichte und teilen diese Geschichte, weil sie zum Frausein gehört.

Ich erkenne, dass die Geschichten meiner Mutter und all der Mütter, die vor uns lebten, auch meine Geschichte sind, die ich mit mir trage, wie ich mich fühle und welches Bild ich von Männern und von Sexualität und meinem eigenen Frausein habe. Das anzuerkennen, gibt mir Entspannung und den Raum, mein eigenes Frausein als etwas Wunderbares anzunehmen. Und ich ehre alle Mütter als das, was ihre Bestimmung und ihr Leben war. Und gleichzeitig bringt das einen klaren und offenen Geist, um auch den Mann als das zu sehen und zu würdigen, was er im Grunde ist. Da bin ich dankbar!

Beim Lesen habe ich erfahren, dass dies für mich und für jedes Mädchen und jede Frau wesentlich ist. Indem wir unser Frausein voll und ganz annehmen, können wir uns selbst aber auch die Kraft und Schönheit des Mannseins schätzen. Und dann fällt der Kampf weg, dann kann die Bewegung der Liebe nach oben und unten, nach innen und außen fließen….

In meinem persönlichen Leben kenne ich die Angst vor Männern (in meinem Fall Angst vor Schwangerschaft, Urteil und Tod) und das gleichzeitige Verlangen und Verführung. Ich kenne auch sehr gut den Schmerz der Gewalt und der Demütigung durch Männer. Und doch gab es für mich einen Schmerz, der noch tiefer war, und das war die Härte und Gemeinheit anderer Frauen. Es war noch schmerzhafter, weil ich es nicht benennen konnte, ich konnte es nicht konkretisieren. Die aggressiven und erniedrigenden Handlungen von Männern konnte ich genau beschreiben, sie waren konkret und sichtbar. Aber die Handlungen anderer Frauen konnte ich nicht benennen, sie sind nicht sichtbar, aber messerscharf und vielleicht noch schmerzhafter, weil sie nicht physisch sichtbar sind. Und weil ich auch eine Frau bin, habe ich andere wahrscheinlich bewusst oder unbewusst genauso behandelt.

Beim lesen deines Buches ist mir das klar geworden. Es liegt in der Natur der Frauen, dass Dinge im Verborgenen bleiben, während Männer transparent und sichtbar sind. Und das ist nicht gut oder schlecht, das ist so, so liegt es in unserer Natur.

Auch der Abschnitt über Kreativität ist für mich sehr hilfreich. Die natürliche Kraft und das Wesen von mir als Frau voll zu leben und nicht etwas anderes zu wollen. Und den Mann für seinen einzigartigen Beitrag zum kreativen Prozess zu schätzen, sei es physisch, intellektuell, musikalisch oder was auch immer. Sobald ich mir mehr und mehr Raum nehme, gebe ich auch mehr Raum. Für mich ist das eine wunderschöne Bewegung. Der Mann gibt, die Frau nimmt, ohne Ende, immer und immer…

Das erinnert mich an etwas, was du während der Sommerakademie erzählt hast. Du hast darüber gesprochen, wie das Männliche in der heutigen Gesellschaft als ‘giftig’ abgetan wird, insbesondere bei Frauen. Ich erinnere mich, dass ich sofort die Assoziation mit der englischen Sprache hatte. In Englisch bedeutet das Wort ‘gift’ Geschenk. Ich erinnere mich, dass bei mir sofort der Gedanke kam: Das Männliche ist ein Geschenk an das Weibliche. Wir (die Frauen) haben das ‘vergessen’, weil wir uns selbst nicht genug lieben als Frau, so wie wir sind.

Viviënne Lodder hat Jura und Organisationssoziologie studiert und arbeitet als Organisationsberaterin sowie als Co-Leiterin und Aufstellerin des Nelles Institut Nederland.

 

 

 

 

 

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